Englische Nachfahren von Juda Spier in Merzhausen
Anlässlich ihres Aufenthaltes in Deutschland besuchten die Urenkelinnen von Juda Spier, und zwar Margaret Brewer, Paula Bradbury sowie Sally Cunningham zusammen mit den Söhnen Dr. Matthew Bradbury und James Bradbury sowie Rachel Webber (Tochter von Sally Cunningham) Merzhausen, wo ihr Uropa bzw. Ururopa mit seiner Frau Jeanette, einer geborenen Rothschild, bis 1940 im Haus mit der Nummer 33 wohnte.
Christiane Korell, eine Tochter von Walter Spier, die mit ihrer Familie in Merzhausen wohnt und aus einem anderen Familienzweig der Spiers stammt, begleitete die englischen Gäste auf der Tour durchs Dorf. Der Opa von Christiane Korell war Rudolf Spier, der 1945 noch für drei Monate ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde und dort einen anderen Merzhäuser Juden, nämlich Salomon Spier, traf. Beide überlebten und kehrten nach Merzhausen zurück, Salomon Spier bereits 1945 und Rudolf Spier einige Jahre später, er heiratete eine Christin, konvertierte zur evangelischen Kirche und starb 1974. Bemerkenswert ist, dass von sieben jüdischen Familien, die 1933 noch in Merzhausen wohnten, sechs den Familiennamen Spier hatten.
Auf dem Dorfrundgang zeigte der Ortsvorsteher den Besuchern die Häuser, in denen einst Juden wohnten, besonders das Gebäude, ehemals Hausnummer 33, in dem ihr Urgroßvater bzw. Ururgroßvater wohnte, bis er zu seinem Sohn nach Treysa zog. Vorher hatte Juda für kurze Zeit in dem Haus mit der Nummer 61 gelebt, welches bereits 1931 abgerissen wurde und in dessen Erdgeschoss eine Mikwe, ein rituelles Tauchbad, gewesen sein soll. Neben der Mikwe hatte die ehemalige jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Judenschule und den jüdischen Friedhof, die man ebenfalls besichtigte. Während die Synagoge 1951 abgerissen wurde, sind die Judenschule, in der Sara Nussbaum, Ehrenbürgerin von Kassel, geboren wurde, und der Friedhof noch existent. Hier endete der dreistündige Besuch der englischen Gäste, die mit ihren Gastgebern darin übereinstimmten, dass man alles tun müsse, um Ereignisse wie die Pogromnacht 1938, in der auch in Merzhausen Juden verprügelt und die Synagoge teilweise zerstört wurde, zu vermeiden.
Bild zur Meldung: Dr. Matthew Bradbury, Margaret Brewer, Christiane Korell, Paula Bradbury, Rachel Webber, Sally Cunningham u. James Bradbury