Judenfriedhof / Gedenkstein für Salomon Spier aufgestellt

01.09.2022

Initiiert von Jennifer Spier-Stern, die in den USA lebt, hat in dieser Woche der Bildhauer Christoph Schindler aus Obertshausen auf dem Judenfriedhof einen Gedenkstein für Salomon Spier aufgestellt, nachdem vorher die Formalitäten mit allen zuständigen Institutionen geklärt wurden. Finanziert wurde das Projekt vom RP in Kassel.

 

Salomon Spier wohnte in der Judengasse 4 (ehemals Hausnummer 60), wurde ins KZ Theresienstadt deportiert, kehrte nach dessen Befreiung durch russische Truppen 1945 in sein Heimatdorf zurück und ist der letzte Jude, der auf dem jüdischen Friedhof in Merzhausen 1947 begraben wurde. In Theresienstadt, wohin viele Transporte der Juden gingen, traf er Rudolf Spier, einen gebürtigen Merzhäuser, der damals in Uschlag lebte. Beide kehrten nach Merzhausen zurück. Während Salomon Spier am 29.11.1947 im Alter von 83 Jahren verstarb, lebte Rudolf Spier, der später zum Christentum konvertierte, in seinem Geburtsort bis zu seinem Tod im Jahr 1974.

 

Herrmann Spier (1899 - 1944), einer von Salomons Söhnen, hat den Lehrerberuf erlernt und heiratete 1924 Caroline Nussbaum, eine Tochter von Sarah Nussbaum, der bekannten Ehrenbürgerin von Kassel, Rot-Kreuz-Schwester und Überlebenden des Holocausts, die 1868 in Merzhausen geboren wurde, da ihr Vater Geisel Rothschild damals die jüdischen Kinder an der Merzhäuser Judenschule unterrichtete. Caroline und Herrmann hatten zwei Töchter, Henriette und Berna. Nach dem Tod von Caroline, die 1938 an MS verstarb, meldete Herrmann die beiden Töchter für einen Kindertransport nach England an und am 6. Januar 1939 verließen Henriette und Berna Deutschland in Richtung England. Daher ist in den Gedenkstein für Salomon Spier eingraviert: "Verehrt von seinen Enkelinnen Henriette und Berna". Herrmann Spier, der zuletzt Lehrer in Hildesheim war, wurde 1942 deportiert und 1944 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

 

Aus dem ehemaligen Haus von Salomon Spier stammt auch der jüdische Türsturz, der im Besitz des Holzburger Dorfmuseums ist. Die deutsche Übersetzung lautet: "Gesegnet bist du, wenn du eingehst und gesegnet bist du, wenn du ausgehst. 1800". Erbaut wurde das Haus von Aaron Spier. Später wurde es von Konrad Hoos erworben und dessen Nachfahren haben bei Umbauarbeiten den Türsturz entfernt und dem Holzburger Dorfmuseum übergeben.

 

 

Bild zur Meldung: Judenfriedhof / Gedenkstein für Salomon Spier aufgestellt